JMS goes digital!
Ein Interview mit Kathrin Gisin, Dinah Ehrenfreund und Naomi Lubrich
Das Jüdische Museum der Schweiz stellt seine Sammlung online. Ab Winter 2022 sollen die ersten Objekte auf der Museumswebsite zu sehen sein. Hannah Schönhofen spricht mit Kathrin Gisin, Projektkoordinatorin, Dinah Ehrenfreund, Kuratorin, und Naomi Lubrich, Museumsleiterin, über das Vorhaben, die Exponate aus der Vergangenheit in die Zukunft zu bringen.
HS: Warum geht die Sammlung des Museums online?
DE: Das JMS beherbergt die grösste öffentlich zugängliche Sammlung jüdischer Objekte in der Schweiz. Aber wir zeigen nur einen Teil der Objekte in unseren Ausstellungen. Viele weitere Objekte liegen im Depot. Nun möchten wir auch sie für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich machen.
HS: Wie gross ist die Sammlung, und wie wird sie dokumentiert?
KG: Die Sammlung umfasst derzeit etwa 2050 Inventarnummern. Da manche Inventarnummern Konvolute mehrerer Einzelstücke umfassen, entsprechen diese über 4000 Sammlungsobjekten. Die Inventarisierung wurde bis zur Jahrtausendwende analog geführt – im klassischen Zettelkasten. Ab 2000 wurden die Einträge der Karteikarten in eine Sammlungsdatenbank übertragen. Dabei gibt es grosse Qualitätsunterschiede in der Beschreibung der Objekte. Hier wollen wir nachbessern. Im Zuge des Projektes werden die Angaben vereinheitlicht und ergänzt, zum Beispiel um gute Objektfotografien.
HS: Gehen alle Objekte online?
NL: Nein, nur eine Auswahl. Zunächst müssen wir alle Einträge in unserer Datenbank überprüfen, und die Texte ins Englische und Französische übersetzen. Objektspender werden angefragt, ob und wie sie genannt werden möchten und Leihgeberinnen werden angefragt, ob sie mit einer Veröffentlichung ihrer Leihgaben einverstanden sind. Erst wenn die Rechte geklärt sind, stellen wir die Objekte online.
HS: Wie ist dann der weitere Ablauf im Projekt?
DE: Nachdem wir alle Einträge gesichtet haben, sollen ausgewählte Objekte in einer mehrwöchigen «Research-a-thon», also eine Objektbeschauung, mit einer Historikerin und einer Judaica-Expertin erforscht werden. Wir hoffen, dass wir so zusätzliche Informationen finden, die uns bei der Identifizierung unserer Objekte und ihrer Sammlungsgeschichte helfen können.
HS: Wie verhält sich das Digitalisierungsprojekt zum Umzug des Museums?
NL: Für die Ausstellungsplanung und für den Depotbau möchten wir die Massangaben der Objekte, also die Höhe, die Breite und die Tiefe, vervollständigen. Diese Angaben erlauben es uns, Vitrinen in der richtigen Grösse und Depots mit ausreichend Platz zu bauen. Neben der Masse ist auch die Beschaffenheit der Objekte wichtig zu erfassen, also ob sie beispielsweise aus Metall, Textil, oder Papier sind. Manche Objekte müssen vor Licht geschützt werden, andere sind temperaturempfindlich.
HS: Vielen Dank!
verfasst am 09.05.2022
© Photo: Elwira Spychalska
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