Lengnauer Mappot

Zu Besuch im Atelier von Stefanie Göckeritz

Tex­til­re­stau­ra­to­rin Ste­fa­nie Göcke­ritz hat zwei Map­pot aus Len­gnau gerei­nigt und instandgesetzt.

Die Len­g­nau­er Map­pot, eine Samm­lung von 218 Tora­wim­peln, wur­den in den 1960er Jah­ren in der Frau­en­ga­le­rie der Syn­ago­ge in Len­gnau AG ent­deckt. 1967 wur­den sie Gegen­stand der For­schung von Flo­rence Gug­gen­heim-Grün­berg, die mit ihrem Bei­trag erst­mals eine sys­te­ma­ti­sche Beschrei­bung die­ser Art von Samm­lung vor­leg­te. Heu­te sind die Len­g­nau­er Map­pot Teil der Samm­lung des Jüdi­schen Muse­ums der Schweiz.

Die Len­g­nau­er Map­pot erstre­cken sich über fast drei Jahr­hun­der­te, von 1655 bis 1906. Die Brei­te der Stoff­bän­der in der Len­g­nau­er Samm­lung reicht von zehn bis 24 cm. Die Gesamt­län­ge liegt typi­scher­wei­se zwi­schen zwei und drei­ein­halb Metern. Die Stoff­tü­cher sind mit ver­zier­ten hebräi­schen Buch­sta­ben in asch­ke­na­si­scher Qua­drat­schrift bestickt oder bemalt. Vor 1845 sind die Wim­pel bestickt, danach über­wie­gend bemalt.

Wie bei allen asch­ke­na­si­schen Tora­wim­peln folgt die Inschrift auf den Len­g­nau­er Map­pot einem Mus­ter. Erst wird der Sohn benannt, dann der Vater und als nächs­tes das Geburts­da­tum des Kin­des nach dem jüdi­schen Kalen­der. Auf man­chen Map­pot wird der Geburts­ort Len­gnau ergänzt. Es folgt ein stan­dar­di­sier­ter Spruch; der Jun­ge soll her­an­wach­sen zur Tora, zur Chup­pa und zu guten Taten. Die­ser Wunsch, der von einem Segen­spruch bei der Beschnei­dung stammt, wird durch gemal­te oder gestick­te Bil­der von Tora­rol­len, Chup­pas und wei­te­ren jüdi­schen Sym­bo­len unterstützt.

Es gibt nur weni­ge Samm­lun­gen von Tora­wim­peln, die aus einer bekann­ten Gemein­de stam­men. Abge­se­hen von der Len­g­nau­er Samm­lung sind Bei­spie­le aus Bech­ho­fen und Gerns­heim am Rhein bekannt, aber kei­ne so umfas­send und zusam­men­hän­gend. Die Len­g­nau­er Map­pot sind Zeug­nis­se einer unun­ter­bro­che­nen Tra­di­ti­on des Land­ju­den­tums in der Schweiz und ein inter­es­san­tes Hilfs­mit­tel bei der Erfor­schung von Familiengeschichten.

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verfasst am 17.12.2021