Die Stellung jüdischer
Frauen in der Schweiz

Mittwochmatinée
11. August 2021
10–12 Uhr

Im neun­zehn­ten Jahr­hun­dert ent­stan­den par­al­lel zur Grün­dung jüdi­scher Gemein­den in der Schweiz auch jüdi­sche Frau­en­ver­ei­ne. Als ältes­ter jüdi­scher Frau­en­ver­ein in der Schweiz gilt der Israe­li­ti­sche Frau­en­ver­ein Basel, als des­sen Grün­dungs­jahr 1834 ange­nom­men wird. Die jüdi­schen Frau­en­ver­ei­ne leis­te­ten in den ers­ten Jah­ren ihres Bestehens vor allem wohl­tä­ti­ge Arbeit.

1924 wur­de der «Bund Schwei­ze­ri­scher Jüdi­scher Frau­en­ver­ei­ne» (BSJF) als Dach­or­ga­ni­sa­ti­on der jüdi­schen Frau­en­ver­ei­ne in der Schweiz gegrün­det. Ziel war, die ein­zel­nen Ver­ei­ne mit­ein­an­der zu ver­net­zen. Ob Frau­en in den ein­zel­nen jüdi­schen Gemein­den das Stimm- und Wahl­recht in Gemein­de­an­ge­le­gen­hei­ten erhiel­ten, ent­schie­den die Gemein­den auto­nom. Ent­spre­chend führ­ten die jüdi­schen Gemein­den das Stimm- und Wahl­recht zu unter­schied­li­chen Zeit­punk­ten ein: Die jüdi­sche Gemein­de La-Chaux-de-Fonds etwa erteil­te den Ehe­frau­en sei­ner Mit­glie­der 1959 das Stimm- und Wahl­recht. Bis in die 1970er Jah­re waren eini­ge jüdi­sche Gemein­den die­sem Bei­spiel gefolgt, so die Jüdi­schen Gemein­den in Bern, Genf, Fri­bourg, St. Gal­len und die Israe­li­ti­sche Cul­tus­ge­mein­de Zürich.

Heu­te sind in vie­len Gemein­den weib­li­che Mit­glie­der im Vor­stand oder sogar Prä­si­den­tin­nen, was auch der Arbeit des BSJF und sei­ner Mit­glie­der zu ver­dan­ken ist. Auf Schwei­zer Ebe­ne konn­ten jüdi­sche Frau­en seit 1971 wich­ti­ge Ämter über­neh­men: Ursu­la Koch war von 1986–1998 Zür­cher Stadt­rä­tin, Clau­dia Kauf­mann wur­de 1988 ers­te Lei­te­rin des Eid­ge­nös­si­schen Büros für die Gleich­stel­lung von Mann und Frau, Vera Rot­ten­berg wur­de 1994 Bun­des­rich­te­rin. Was sogar in jüdi­schen Krei­sen undenk­bar schien, wur­de 1993 Rea­li­tät: Ruth Drei­fuss wur­de zur Bun­des­rä­tin gewählt.

verfasst am 17.12.2021